Ausgespannt – in diesem Bild ereignen sich Auseinandersetzungen und Verwandlungen von Hellem und Dunklem. Ein Torbogen überschneidet sich mit Schatten, die in den Hintergrund weichen. Dunkle Brocken werden auseinandergeschleudert und streben aus der Mitte. Aus dem Innenkern brechen Lichtstrahlen auf, leise und doch mächtig genug, um Bewegung zu erzeugen.
Christus, mit dem dunklen Leidensantlitz und den still ausgebreiteten Armen erscheint als der Angenagelte und doch schon Befreite, als der in diesem Aufbruch Gebundene und doch Überwindende. Seine Gestalt trägt die Zeichen des Lebenden unter uns, und trotzdem erscheint dieses Leben als eines aus anderen Welten. Das Rot und Gold des Körpers durchsickert den Hintergrund oder ist dieser Christus aus ihm herausgewachsen zu der leidenden und siegenden Gestalt?
Für uns Menschen dahingegeben,
aus Gott entlassen,
ausgespannt in die Bereiche des Kosmos,
den wir erkennen
aber auch ausgespannt in das,
was sich allem menschlichen Erkennen entzieht.
Das Ausgespanntsein Christi in diesem Bogen ist das Geheimnis des Leidens Gottes in dieser Welt, unsere eigene konkrete Wirklichkeit. In dieser Einsamkeit Christi ereignet sich grundlegende Verwandlung durch Tod und Auferstehung. Der Tod Jesu ist noch nicht das eigentliche Geschehen, sondern mit ihm beginnt die Auferstehung und die Neuerschaffung des Himmels und der Erde.
(Schwester Christamaria Schröter, Christusbruderschaft Selbitz)
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